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Kritisches Denken
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Warum es sich jedoch lohnt von gewohnten Pfaden abzuweichen und sich in unabhängigem Denken zu üben, erläutert diese kleine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht.
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Wir befinden uns in einer mündlichen Physikprüfung an der Universität von Kopenhagen. Ein Professor stellt einem Prüfling folgende Aufgabe:

„Sie befinden sich auf dem Dach eines Hochhauses. Wie stellen Sie mithilfe eines Barometers die Höhe des Gebäudes fest?“

Der Prüfling antwortet ganz simpel: „Ich nehme ein langes Stück Schnur, binde es an den vorderen Ansatz des Barometers fest und seile es vom Dach des Hochhauses ab, bis die Spitze den Boden berührt. Folglich addiere ich die Länge der Schnur sowie die Länge des Barometers und erhalte so die Höhe des Gebäudes.“

„Diese viel zu simple aber originelle Antwort lässt den Prüfer kurz staunen. Doch kurz darauf entlässt er den jungen Herren und erklärt seine Prüfung für „Nicht bestanden“. Der Student lässt sich das jedoch nicht gefallen und legt Beschwerde ein, da seine Antwort unwiderlegbar richtig sei. Der Streit zieht sich einige Stunden hin, bis die Universität entscheidet einen unabhängigen Prüfer zu beauftragen, der den Sachverhalt klären soll. Dieser muss dem Student Recht geben, da seine Antwort in der Tat korrekt ist. Dennoch lässt sich kein erkennbares physikalisches Wissen feststellen, wodurch die Prüfung unmöglich bestanden werden kann. Daher bittet er den Studenten, die Frage erneut zu beantworten. Dieses Mal muss seine Antwort allerdings ein gewisses Maß an physikalischem Verständnis enthalten, andernfalls gilt die Prüfung als „Nicht bestanden“. Er bekommt 5 Minuten.

Nach 4 Minuten hat der Prüfling immer noch keine Antwort gegeben. Alles was er in dieser Zeit getan hat, war angestrengt nachzudenken und auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Der Prüfer erinnert ihn nun an die Zeit und bittet ihn eine Antwort zu geben oder den Saal zu verlassen. Der Student entgegnet, dass er so viele richtige Antworten hat, dass er sich einfach nicht entscheiden kann welche er geben soll. Als ihm der Prüfer rät sich zu beeilen, antwortet er wie folgt:

„Zum einen könnte ich das Barometer nehmen, es vom Dach fallen lassen, die Zeit des Falls mit einer Stoppuhr messen, um dann mit der Formel s(t)=0,5g x t² die zurückgelegte Strecke bzw. die Höhe des Hochhauses zu berechnen. Mein Barometer wäre dann jedoch hinüber.

Sollte die Sonne scheinen, könnte ich die Höhe des Barometers messen, es aufstellen, um dann die Höhe seines Schattens zu messen. Anschließend messe ich die Höhe des Schattens des Hochhauses. Mithilfe der proportionalen Arithmetik lässt sich dann die Höhe des Gebäudes bestimmten.

Wenn Sie aber von mir verlangen, dass ich hochgradig wissenschaftlich vorgehen soll, dann nehme ich ein kurzes Stück Schnur, binde es am Barometer fest, lasse es zunächst auf dem Dach und dann auf dem Boden pendeln. Die gravitationale Wiederherstellungskraft T=2π² (l/g) führt mich dann ebenfalls auf die richtige Antwort.

Sollten Sie es aber bevorzugen, dass ich eine herkömmlich langweilige Antwort abliefere, dann kann ich das auch dafür verwenden den Luftdruck auf dem Dach des Hochhauses und dann unten auf dem Gehweg zu messen. Die unterschiedlichen Ergebnisse, die im Millibar-Bereich liegen werden, kann ich dann dementsprechend umwandeln und die Aufgabe so lösen.

Allerdings werden wir immer wieder dazu aufgefordert unseren Verstand in Unabhängigkeit zu üben. Daher wäre die zweifellos einfachste Variante den Hausmeister aufzusuchen und ihm zu sagen: Sie bekommen dieses wunderschöne Barometer von mir, unter der Bedingung, dass Sie mir die genaue Höhe dieses dämlichen Hochhauses verraten!“

Der Prüfling trug den Namen Niels Bohr. Er war der erste Däne, der den Nobelpreis für Physik erhielt.
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